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Ade, Gedankenwirrwarr

Lange Zeit suchte ich nach einer Lösung, um den Überblick über meine Ideen, Aufgaben, Projekte und langfristigen Ziele zu behalten. Natürlich schrieb ich mir auch schon vorher wichtige Dinge auf, um sie nicht zu vergessen und griffbereit zu haben, wenn ich daran arbeiten wollte. Allerdings verteilte ich diese Notizen an verschiedene Orte: mal als handschriftliche Notiz, mal in einer App auf meinem Smartphone, mal reichte ein einfacher Texteditor auf meinem Desktop-PC oder sie landeten in der Cloud irgendeines kostenlosen Webdienstes. Im Idealfall sogar in meiner selbst-gehosteten Nextcloud. Das Wirrwarr in meinem Kopf wandelte ich also erfolgreich in digitales Wirrwarr um. Herzlichen Glückwunsch, Tim.

Vor drei Jahren entdeckte ich Logseq und begann, mich näher damit zu beschäftigen. Logseq ist ein Outliner, der als Open-Source-Software frei verfügbar ist. Er ist für alle gängigen Plattformen erhältlich, einschließlich mobiler Varianten. Das äußere Erscheinungsbild von Logseq ist eher schlicht gehalten. Aufgeräumt, könnte man auch sagen. Notizen erfasst man am einfachsten im Tagesjournal. Möchte man seine Texte etwas aufpeppen, etwa mit Überschriften, Fett- oder Kursivschrift, schreibt man sie in Markdown.

Graph
Die Graph-Ansicht von Logseq

Logseq bietet unter der Haube eine Vielzahl an Funktionen: eine einfache Aufgabenverwaltung, die schon erwähnte Unterstützung von Markdown, Erweiterbarkeit durch Plugins (wovon es auch viele gibt, wenn auch nicht auf mobilen Geräten), lokale Speicherung aller Notizen in Textdateien, Whiteboards, Zeichnungen (Exalidraw), Karteikarten zum Lernen und eine native Unterstützung von Zotero für Literaturverweise. Zudem kann ich mir meine Wissensbasis als navigierbaren Graphen darstellen lassen und sogar PDF-Dokumente bearbeiten (Hervorhebungen & Anmerkungen, letzteres erneut nicht auf mobilen Geräten). Um Notizen schnell wiederzufinden, können sie verschlagwortet und auf verschiedene Weise miteinander verknüpft werden.

Logseq ist eine eierlegende Wollmilchsau.

Die App verspricht viel. Aber kann sie es auch?
Die kurze Antwort: ja.

Die Installation von Logseq habe ich unter Linux für mich vereinfacht, indem ich die Installationsschritte in ein Shell-Skript gepackt habe. Wenn du ebenfalls Linux verwendest, kannst du Dir das Skript gerne ansehen. Es könnte auch für Mac-Nutzer interessant sein.

Logseq Installer (Linux)

Logseq übernimmt eine Vielzahl von Aufgaben und ist daher ideal für die meisten meiner Notizen. Ich verwalte inzwischen alle meine Aufgaben damit, plane Projekte und verfolge langfristige Ziele. Mein gesamtes schriftlich festgehaltenes Wissen ist in Logseq gespeichert. Ich habe mir außerdem einige Checklisten erstellt, die unter anderem sicherstellen, dass keine meiner Notizen übersehen und somit vergessen wird. Dies schafft ein großes Vertrauen in das System. Sobald ich ich meine Gedanken in Logseq notiert habe, kann ich im Kopf abschalten. Ich denke, dass ich seitdem auch besser schlafe :)

Ich habe jetzt alle meine Daten an einem zentralen Ort gespeichert, nämlich in meinem Logseq-Graphen. Die Frage ist nun, wie ich diese Daten mit all meinen Geräten synchronisieren kann.

Als jemand, dem Privatsphäre und Datenschutz wichtig sind, synchronisiere ich meine Logseq-Graphen mit Syncthing auf einen bei Hetzner gemieteten vServer mit Standort in Deutschland. Die Daten liegen auf dem vServer ausschließlich verschlüsselt vor und nur die verbundenen Clients sind in der Lage sie zu entschlüsseln. Ich habe also die volle Kontrolle über meine Daten und kann relativ sicher sein, dass sie vor Blicken Fremder geschützt sind.

graph TD A[Gerät mit Logseq] -->|Gerät sendet verschlüsselte Daten| B((Syncthing-Daemon auf vServer von Hetzner)) B --> C[Verschlüsselte Datenablage] C --> B B -->|Entschlüsselung findet auf dem Gerät statt| A style A fill:#cce5ff,stroke:#333,color:#000 style B fill:#fff2cc,stroke:#333,color:#000 style C fill:#d1e7dd,stroke:#333,color:#000 classDef client fill:#cce5ff,stroke:#333,color:#000; classDef server fill:#fff2cc,stroke:#333,color:#000; classDef storage fill:#d1e7dd,stroke:#333,color:#000; class A client class B server class C storage

Die Verschlüsselung der Logseq-Graphen übernimmt Syncthing. Das Feature wird im Handbuch wie folgt beschrieben:

Warning

This feature should still be considered beta / testing only.

Bisher keinerlei Probleme.

Mich beunruhigt etwas, dass die Entwicklung von Logseq seit über einem Jahr stagniert. Es wird wohl im Hintergrund an einer grundlegenden Überarbeitung gearbeitet wird. Demnach soll Logseq durch die Integration einer Datenbank leistungsfähiger werden und zusätzliche Funktionen erhalten. Zudem ist wohl geplant, eine kollaborative Funktion für die gemeinsame Arbeit an einem Graphen in der Logseq-Cloud zu implementieren, mit der vermutlich auch Einnahmen generiert werden sollen.

Immerhin gab es vor einigen Tagen einen Patch, der jedoch kurz darauf zurückgezogen werden musste. Ich stelle mich darauf ein, dass es wenigstens noch ein Jahr dauert, bis Logseq 2.0 vorgestellt wird. Wer weiß? Vielleicht forkt ja jemand das Projekt auf GitHub.

Tim Peters
Autor
Tim Peters
Ich bin ein Detektiv im Dienste der Technologie! Immer auf der Suche und doch ganz in meinem Element. Softwaretester aus Leidenschaft.



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